Das Theater der Seele ist das Theater der Wahrheit, in dem eine Person die wachsende Fähigkeit erlebt, das Leben und die Beziehungen zu bezeugen und bewusst zu handeln. Jeder kann im Theater der Seele spielen, ohne Vorkenntnisse oder außergewöhnlichen Fähigkeiten. Niemand muss etwas darstellen und alle können sich so zeigen wie sie sind.
Theater der Seele ist ein Name, den ich der integrierten Methode gegeben habe, die auf Achtsamkeitstechniken und klassischem Psychodrama basieren. Letzteres wurde von Jacob Levy Moreno in den Jahren 1920-1940 geschaffen. Moreno war Psychiater und Sozialwissenschaftler, aber im Wesentlichen war er ein echter Forscher, voller Neugier und Kreativität. Er hat viel von Kindern gelernt: Zum einen aus seinen eigenen Kindheitserfahrungen, wo es ihm natürlich erschien, Gott zu spielen, und zum anderen von Kindern, die im Augarten in Wien Märchen kreierten und ebenso spielten. Seine Methode wurde durch seine Anhänger und die Ergebnisse der modernen Psychologie weiter entwickelt.
Im Theater der Seele bewegt sich der Körper und damit auch die Schichten des Bewusstseins, die für den kognitiven Geist nicht zugänglich sind. Eine Quelle intuitiver Weisheit öffnet sich.
Im Theater der Seele wird die innere Welt einschließlich all jener Kräfte lebendig, die eine Person darin unterstützen, ein blühendes Leben zu führen und sie mit ihrer Freude und Kreativität verbinden.
Im Theater der Seele werden die
inneren Rollen gespielt. Die Methode ermöglicht es uns, den in uns lebenden
Freien Schöpfer zu treffen und das Feuer der Leidenschaft zu entfachen, welches
aus dieser Begegnung entsteht. Wir können uns zunehmend auf unsere Kraft und
unsere Handlungsfähigkeit verlassen. Wenn nicht vollständig oder nicht sofort,
sind wir bereit, von uns selbst überrascht zu werden. Wir übernehmen das Risiko
und die Verwundbarkeit von Experimentieren und Erkundigen.
Nach meiner Erfahrung mit innerer Arbeit – die
nach Ganzheit strebt – entstehen neben den Schwierigkeiten, natürlicherweise
die Teile der Psyche, die Wachstum erfordern. Die Rollen, die bisher vielleicht
noch nicht bekannt waren, wie der freie Schöpfer und der Meister der Freude,
beginnen das alltägliche Funktionieren so umzugestalten, dass es nach und nach
weniger üblich wird, als wir es bereits kannten.
Die Gruppe ist mächtig, da sie die Menschen frei macht Fehler zu machen, von Fehlern zu sprechen und diese zu erkunden. „Wenn du einen Fehler machst, stelle sicher, dass es ein großer Fehler ist, so dass es für jeden offensichtlich ist, dass du einen Fehler gemacht hast“ – sagte mein Meister, Max Clayton, auf seine übliche provozierende und liebevolle Art und Weise. In dieser Arbeit werden die Gruppenmitglieder zu Begleitern und Unterstützern. Der Regisseur hat die Aufgabe, die individuelle Arbeit bestmöglich zu unterstützen und dafür eine sichere und akzeptierende Gruppennorm zu gewährleisten. Der Regisseur schreibt nicht das Drehbuch, sondern leitet das Drehbuch des Hauptdarstellers, der ein ausgewähltes Gruppenmitglied ist.
Während der Prozess durch die Sitzungen voranschreitet, entsteht ein neues Funktionieren, ein neues Leben. Es braucht Übung. Die unterstützende und befreiende Gruppe ist ein guter Ort dafür, mutig seine neue Rolle zu erkunden und auszuüben. Diese Übungen wirken sich auf die Funktionsweise des Gehirns aus und können zu dauerhaften Veränderungen führen: Bestimmte Teile des Gehirns werden aktiver, während die Aktivität einiger anderer abnimmt. Wie viele spirituelle Traditionen behaupten, beharrliche Ausübungen bestimmte Handlungen legen unsere Fähigkeit fest, ein gelingendes Leben zu führen.
Das Theater der Seele und die damit verbundene Gemeinschaftserfahrung befähigen uns, neue Muster zu schaffen, um als Individuum und als Gemeinschaft zu agieren und neue Erfolgsgeschichten zu erzählen und zu feiern. Auf diese Weise können wir eine neue Geschichte darüber schaffen, wie ein gelingendes Leben geführt werden kann.